In der SPD herrscht Aufbruchstimmung: Nach dem "Schulz - Effekt" auf Bundesebene, dem "Kohnen-Effekt" in Bayern folgt jetzt der "Kopp-Effekt" im Landkreis Cham.
Nicht ganz überraschend gab SPD-Urgestein Edi Hochmuth am Montag sein Amt als Kreisvorsitzender ab. Mit den Worten "Danke, ich habe es gerne getan" und dem Zitat von Willi Brandt "Ich habe mich bemüht" ging im Rahmen der SPD-Kreiskonferenz im Hotel am Regenbogen eine Ära zu Ende. Die Delegierten zollten Hochmuth ihren Dank mit stehenden Ovationen. Und mit einem Geschenk aus dem SPD-Devotionalienshop. Auf Hochmuths ausdrücklichen Wunsch in bescheidenstem Umfang: eine Tischlampe.
Vom Nachfolgekandidaten, dem 33-jährigen Rundinger Franz Kopp, sagte Marianne Schieder, dass er "jung und dynamisch" ist. Und das kam auch in seiner Vorstellungsrede zum Ausdruck. Zwar begann Kopp mit der bescheidenen Feststellung, er könne Hochmuths Fußstapfen nicht leicht ausfüllen. Aber spätestens, als er ein Bekenntnis zum gesetzlichen Mindestlohn ablegte, wurde den Anwesenden klar, dass hier ein Mann mit "Engagement und Herzblut für die Sozialdemokratie" steht.
Er wolle Zeichen setzen gegen pessimistische Jammereien, sagte Kopp. Seine Kandidatur begründete er mit dem Zitat eines früheren Lehrers: "Ein mündiger Staatsbürger muss sich mit Kopf, Herz und Hand einbringen". Selbst Hand anlegen Und veranschaulichte dann seinen eigenen Standpunkt: Kopf und Herz brächten ja viele ein. Aber wenn es ums "Hand anlegen" geht, also darum, "auch etwas zu tun", dann sähe es meistens weniger gut aus mit dem Engagement für eine Sache. Er wolle dem entgegenwirken und selbst Hand anlegen.
Auch wenn er einen "Kopp-Effekt" entschieden dementierte, sein überzeugendes Statement war für die Delegierten fraglos Grund genug, ihn einstimmig zum neuen Kreisvorsitzenden zu wählen.
Weiterer Höhepunkt des Abends war ein lebhafter "Bericht aus Berlin" von MdB Marianne Schieder. Zunächst deklarierte sie mit der Ankündigung "eine Abgeordnete für Edi" ihr Abschiedsgeschenk an Hochmuth. Was wohl als besonderes Hilfsangebot für den Wahlkampf zu verstehen war.
Dann wurde sie aber ernst, als sie mahnte, dass Protestwahl keine gute Wahl sei. Viele Talkshows vermittelten die Vorstellung, die "Politiker brächten nichts". Genauere Information würde dies aber entkräften. Was sie an Hand verschiedener Beispiele allein schon aus dieser Legislaturperiode widerlegte.
"Demokratie ist ein Auftrag" Demokratie funktioniere nicht immer schnell. Dafür seien einfach zu viele Meinungen und Interessen unter einen Hut zu bringen. Aber als einzige Regierungsform vertrete Demokratie die Allgemeinheit. Nicht nur einige wenige. Deshalb sei es keine gute Entscheidung, aus Protest rechts-populistische Gruppierungen zu wählen. Dies verändere das politische Klima und auch den Umgang der Menschen miteinander. "Wohin das führen kann, haben wir Deutschen 1933 erlebt." Zugegeben, es gebe Verbesserungsbedarf. Aber man brauche gar nicht weit ins Ausland zu gehen, um zu erkennen, dass es uns trotzdem vergleichsweise sehr gut geht. Und sie schloss mit dem Aufruf: "Demokratie ist kein Zustand, sondern ein Auftrag!"